Der zweite Workshop des Forschungsprojekts »Deutsche Unterhaltungsmusik im 20. Jahrhundert. Vom Ende der Weimarer Republik bis 1945« nimmt zwei Stereotype in den Blick, die nur vermeintlich agonal zueinander stehen. Dass mit Schlager, durchaus despektierlich, eine geniun deutsche ›Nische‹ der Unterhaltungsmusik angesprochen wird, ist ein Phänomen jüngerer Zeit. Vor Kriegsende war Schlager ein Begriff des Musikmarkts, synonym zum englischen Hit. Jazz und Schlager stehen einander somit keineswegs selbstverständlich bzw. notwendig inhaltlich fern. Und auch wenn der Jazz im NS
rassistisch und mehr noch antisemitisch diffamiert wurde, war er keineswegs verboten oder aus dem Musikleben verschwunden. Der Gedanke, dass ein Jazzmusiker im NS somit ›selbstverständlich‹ auch politisch widerständig gewesen wäre, ist in den Bereich der Legende bzw. des Wunschdenkens zu verweisen. Der Workshop nähert sich diesen und verwandten Phänomenen aus geschichts-, musik- und medienwissenschaftlicher Perspektive.
Das Forschungsprojekt wird von der GEMA- und der Franz Grothe-Stiftung gefördert.
PROGRAMM
Donnerstag, 15.09.2022
09:00 Einführung
Prof. Dr. Peter Niedermüller, Mainz
09:15 Sektion I: Kino im NS-Staat
Chair: Prof. Dr. Peter Niedermüller, Mainz
Response: Prof. Dr. Cristina Urchueguía, Bern
Zur Dramaturgie des Schlagers in der Filmmusik des NS-Kinos
Prof. Dr. Stefan Schmidl, Wien
Die Wiener Operette im Kino der NS-Zeit
Jonas Daniels B. A., Mainz
10:45 Kaffeepause
11:15 Sektion II: Medien
Unterhaltung im NS-Staat (Illustrierte, Film, Theater)
Prof. Dr. Konrad Dussel, Mannheim
Schlager, »Jazz« und Unterhaltung: Radioprogramme im NS-Hörfunk
Prof. Dr. Clemens Zimmermann, Saarbrücken
12:45 Mittagspause
14:15 Sektion IIIa: Identitäten
Chair: Prof. Dr. Ursula Kramer Mainz
Response: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz
Klänge von der anderen Seite – Unterhaltendes Musiktheater in den Ghettos des NS-Staates
Verena Arndt M. A., Mainz
Schwarze Musikerinnen und Musiker im NS-Staat
Prof. Dr. Friedrich Geiger, München
15:45–16:15 Kaffeepause
Weiße Träume – Adaptionen US-amerikanischer Unterhaltungskonzepte im NationalsozialismusPD Dr. Bernd Hoffmann, Köln – muß leider entfallen
Freitag, 16.09.2022
09:00 Sektion IIIb: Identitäten
Chair: Prof. Dr. Markus Verne, Mainz
Response: Dr. Gunter Mahlerwein, Saarbrücken und Mainz
Der Kampf gegen den »Jazz-Bandismus«. Trachtenmusik als Identitätsangebot kontra Jazz und Schlager im Reichsgau Tirol-Voralberg
Prof. Dr. Kurt Drexel, Innsbruck
Digitale Exilforschung
Fabian Kling M. A., Mainz
10:30 Kaffeepause
11:00 Sektion IV: Das Orchester Oskar Joost
Chair: Dr. Thorsten Hindrichs, Mainz
Response: Dr. Jürgen Brandhorst, München und Berlin
Digitale Diskografie Oskar Joost
Annika Quall, Jennifer Ritter B. A.,
Anja Weissmann B. A., Mainz
11:45–12:15 Imbiss
Ein prosopografischer Blick auf Oskar Joost – Jazzer und/oder »kern-deutsch artbewusste[r] Künstler?«
Julia Chantal Klausen, Mainz
»Blindekuh« unter »German Skies«. Zur musikalischen Idiomatik des Orchesters Oskar Joost
Prof. Dr. Peter Niedermüller, Mainz
Haben Sie Interesse?
Gäste sind zur Tagung gerne willkommen.
Um Anmeldung per Mail wird gebeten:
unterhaltungsmusik@uni-mainz.de